Was ist überhaupt Artenvielfalt und wie ist sie entstanden?
Artenvielfalt, als Unterkategorie unserer Biodiversität zu sehen,
bezeichnet die Anzahl biologischer Arten innerhalb eines bestimmten Lebensraumes, Biotops. Dabei wird die Artenvielfalt innerhalb der einzelnen biologischen Klassen betrachtet, wie etwa die Artenvielfalt der Vögel, der Säugetiere, der Pflanzen, der Bäume, der Insekten, der Fische, der Amphibien, der Reptilien usw.
Artenvielfalt bedeutet jedoch nicht nur das Vorkommen einer Anzahl verschiedener Arten innerhalb eines bestimmten Lebensraumes, sondern auch, wie viele von jeder einzelnen Art dort vorkommen.
Vor mehr als 500 Millionen Jahren soll es eine explosionsartige Entwicklung des Lebens auf der Erde gegeben haben, welche die Artenvielfalt hervorgebracht hat. Immer wieder entstanden im Laufe der Zeit neue Lebensarten. Ein Prozess durch Millionen von Jahren hinweg, geprägt von Verdrängung und dem Aussterben der einen Art und die Entwicklung und das Entstehen einer ganz anderen, neuen Art.
Warum Artenvielfalt so wichtig ist
Pflanzen, Tiere und andere Organismen bilden die Biodiversität innerhalb unseres Ökosystems und erfüllen grundlegende Aufgaben in der Biosphäre. Ohne dieses Ökosystem könnten wir auf unserem Planeten Erde nicht existieren.
Knapp 9 Millionen Tier- und Pflanzenarten soll es weltweit laut Schätzungen geben. Die Anzahl aller Arten ist jedoch vermutlich noch viel höher. Die Artenvielfalt ist unverzichtbar für unser Leben, sie stellt uns Nahrung, Heilmittel, Regeneration und Erholungsmöglichkeit zur Verfügung und hat eine regulierende und stabilisierende Funktion auf unser Klima. Und nicht nur das, die Natur ist die Wiege des Lebens und genetisch sind wir, wie alles Leben, unverändert schon immer mit der Natur verbunden, die Natur hat uns hervorgebracht, sie ist unsere Wiege, unsere Mutter Natur - wir werden durch sie genährt.
Der Erhalt der Biodiversität kann nur durch Vielfalt der verschiedenen Tier- und Pflanzenarten gesichert werden. Je vielfältiger also ein Lebensraum, desto weniger anfällig ist er äußeren Einflüssen gegenüber. Alles Lebendige auf unserer Erde leistet seinen Beitrag zur Stabilisierung unseres Ökosystems, von Bakterien und Pilzen bis hin zum Blauwal.
Die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten sichern somit den Erhalt der Biodiversität. Durch den Rückgang von Arten in unterschiedlichen Lebensräumen werden die Ökokreisläufe gestört, da die verschiedenen Tiere und Pflanzen aufeinander angewiesen sind, sie haben sich im Laufe der Entwicklung aneinander angepasst. Ein Insektenrückgang ruft gleichzeitig den Rückgang der Vogelarten auf den Plan, denn Ihnen wird die Nahrung zum Überleben genommen. Auch die Ernten unserer Nahrungsmittel sind rückläufig, beim Schwinden von Blütenbestäubenden Insekten wie Bienen, Fliegen, Käfern und Schmetterlingen. Der Rückgang der Artenvielfalt bedeutet daher auch eine Bedrohung für den Menschen! Artenvielfalt sichert somit unsere Lebensgrundlage.
Die Folgen des Artensterbens...
Nahezu ein Drittel der weltweit erforschten Tier- und Pflanzenarten ist vom Aussterben bedroht. Durch das starke Eingreifen des Menschen in das sensible Ökosystem, durch die Rodung von Wäldern und dem Raub natürlicher Lebensräume, durch die Folgen der industriellen Landwirtschaft und das Ausbeuten der Meere in der Fischerei, werden immer mehr Lebensräume zerstört, Tier- und Pflanzenarten sind stark gefährdet.
Und die Zahlen sind wirklich bedrückend, da aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass das Artensterben etwa 100 mal höher ist als im Durchschnitt der letzten 10 Millionen Jahre!
Der Weltbiodiverstitätsrat warnt vor einem Rückgang von bis zu einer Millionen Arten in den nächsten Jahren. Die Wissenschaftler prognostizieren verheerende Folgen für Natur und Mensch, wenn nicht zeitnah ein Wandel eintreten würde. Es heißt, der Mensch wird derjenige sein, der das 6. Massensterben auf unserem Planeten Erde verursachen wird.
Der industriellen Landwirtschaft ist dringend anzuraten Mischkulturen auf den Feldern, sowie Rückzugsgebiete für Tiere zu schaffen, da unsere Insekten unterschiedliche Pflanzen und Blüten zum Überleben benötigen. Durch die EU-Biodiversitätsstrategie ist bis 2030 geplant 50 Prozent weniger Pestizide und Insektizide innerhalb er EU einzusetzen. Des Weiteren sollen 25 Prozent der Flächen auf biologische Landwirtschaft umgestellt werden, was den Einsatz von Pestiziden und Insektiziden untersagt. Und 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen sollen als Schutzgebiete etabliert werden. Gefordert wird von der EU-Biodiversitätsstrategie außerdem, dass die Umweltgesetze weltweit in Kraft treten.
...und wie wir die bedrohte Artenvielfalt schützen können
Um das Artensterben einzudämmen, sind sämtliche Bereiche unseres Lebens so zu gestalten, dass Artenvielfalt gefördert wird und Ökosysteme intakt bleiben. Und hierzu ist jeder aufgerufen, nicht nur Regierungen, samt Weltbiodiversitätsrat und Weltklimarat, oder Umweltorganisationen und deren Aufklärung und Umweltaktivitäten, sondern auch jeder Einzelne, im Überdenken seines privaten Konsumverhaltens, sowie seiner allgemein umweltbewussten Verhaltensweisen.
Neben dem schon lange bekannten und empfohlenen umweltbewussten und energiesparenden Umgang im privaten Haushalt zählen unter anderem das Reduzieren oder Weglassen des Fleischkonsums, ebenso sollte darauf geachtet werden, dass keine bedrohten Fische verspeist werden. Schon allein aus gesundheitlichen Gründen, sollte grundsätzlich auf regionale und saisonale Bio-Produkte umgestiegen werden. Produkte mit Palmöl auf der Zutatenliste gehören erst gar nicht in den Einkaufswagen und auf Einwegverpackungen aus Plastik jeglicher Art sollte ebenfalls verzichtet werden.
Aktiv werden im eigenen Garten oder auf dem Balkon!
Denn in Deutschland gibt es genügend kleine Flächen, die nur darauf warten, mit einheimischen und Insektenfreundlichen Pflanzen bestückt zu werden. Um die 18 Millionen Gärten und 58 Millionen Balkone gibt es in Deutschland. Naturnah angelegte Balkone oder Gärten können zu Biodiversitätsinseln umgewandelt werden
Denn biologische Vielfalt kann sich in der Art und Weise wie wir landläufig unsere Gärten oder Balkone bislang gestaltet haben nicht etablieren.
Das bedeutet nicht, dass gleich der ganzen Garten oder der Balkon eine Vollrenovierung erhalten muss – es genügt, einfach ein wenig Wildnis in seinem Garten und auf dem Balkon entstehen zu lassen und sogenanntes Unkraut wie beispielsweise Löwenzahn oder Brennnesseln als Lebensraum, Nahrungsquelle und Nistplatz für unsere Insekten stehen zu lassen.
Und so kann jeder einzelne Balkon oder Garten einen großen Beitrag zum Umweltschutz leisten und die Artenvielfalt fördern. Ganz nach dem Motto: Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.
Quelle: Hortus Netzwerk, Tausende Gärten – Tausende Arten - Nabu, Wikipedia, Pixabay