Einen artenreichen und lebendig, gesunden Garten oder Balkon zu gestalten, bedeutet, Lebensräume zu schaffen, einheimische Pflanzen zu kultivieren und auf Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Leider sind Pestizide jedoch im Garten immer noch weit verbreitet.
Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel werden zwar zum größten Teil, zu 98%, in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt und sichern eine ertragreiche Ernte und gute Nahrungsversorgung. Doch die restlichen 2% (jährlich ca. 6.000 Tonnen!) landen leider in den privaten Gärten.
Die im privaten Bereich eingesetzte Giftkeule schadet nicht nur den unliebsamen Blattläusen und Co., sondern auch Schmetterlingen, Wildbienen und Schwebfliegen. Denn für die Blüten-bestäubenden Insekten sind Pollen und Nektar von Blühpflanzen überlebenswichtig.
Mehr als die Hälfte der in Deutschland beheimateten 560 Wildbienenarten sind gefährdet. Davon sind mehr als 30 Arten vom Aussterben bedroht. Blüten-bestäubende Insekten sind für unser Ökosystem unverzichtbar und im allgemeinen sichern Insekten auch die Lebensgrundlage des Menschen, denn Bienen, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge bestäuben auch unsere Nahrungsmittel. Pestizide stellen daher eine Bedrohung für die Artenvielfalt und die menschliche Gesundheit dar.
Mit dem Schutz der Artenvielfalt ist uns Frankreich schon einen Schritt voraus. Hier ist seit 2019 der Verkauf von Pestiziden an Hobbygärtner gesetzlich untersagt.
Unerwünschte Nebenwirkungen von Pestiziden – auch beim Menschen
Pestizide sind fast ohne Ausnahme auch für Menschen gesundheitsschädlich. Wenn auch nicht direkt durch bespritzte Pflanzen und Nahrungsmittel, sondern auch indirekt, weil die Umweltgifte in das Grundwasser, Fließgewässer oder Seen gelangen können.
Pestizide werden in Zusammenhang mit Brustkrebs, Immunsystemschwäche und anderen Gesundheitsschäden in Zusammenhang gebracht.
Herbizide – Das Mittel gegen sogenanntes Unkraut
Einige Herbizide sind akut giftig, andere schaden langfristig der Gesundheit, etwa das als wahrscheinlich krebserregend geltende Glyphosat oder das als fortpflanzungsschädigend und daher verbotene Glufosinat.
Insektizide – Das Mittel gegen Insekten
Insektizide können akut giftig, krebserregend, fortpflanzungsschädigend, nervenschädigend oder hormonell wirksam sein. Schwangere und Kinder sind überdurchschnittlich gefährdet.
Fungizid – Das Mittel gegen Pilzbefall
Fungizide bekämpfen nicht nur Pilze, sie können auch die menschliche Gesundheit schädigen. Auch indirekte Folgen der Fungizide können die Biodiversität schädigen.
Natürliche Pflanzenschutzmittel, statt Chemiekeule im Garten
Im Garten haben Pflanzenschutzmittel nichts verloren. Wer naturnah gärtnert ist im Wissen und Vertrauen der natürlichen Abwehrkräfte der Pflanzen und deren natürlichen Regulationsmechanismen. Hierbei wird der Garten lediglich unterstützt durch sogenannte Nützlinge, biologische Mittel und eine angepasste Pflege. Unerwünschte Wildkräuter und sogenannte Schädlinge kommen so seltener vor.
Die Natur selbst bietet eine Fülle an wirksamen Mitteln. Nachfolgend ein paar wenige Beispiele:
Pflanzenjauchen
Pflanzenjauchen können als Dünger und zum Fernhalten von Blattläusen eingesetzt werden. So können Wildpflanzen wie Brennnessel, Löwenzahn oder Ackerschachtelhalm sinnvoll genutzt und verwertet werden.
Hand anlegen
Jäten, Hacken, Vertikutieren oder Fugenkratzen sind die effektivsten und umweltschonensten Methoden, um unerwünschte Wildkräuter zu beseitigen. Die Pflanzen sollten noch vor der Blüte und deren Samenbildung entfernt werden. Blattlauskolonien oder Raupen können einfach mit dem Finger von den Blättern abgestreift werden.
Lebensräume und Nisthilfen für Gartenhelfer
Mit einem naturnah angelegten Garten, welcher Totholzhaufen, Nisthilfen, einheimische Pflanzen, Laubhaufen und eine Wildblumenwiese enthält, werden Lebensräume für die kleinen Helfer im Garten geschaffen. Denn Vögel, Amphibien, Spinnen, Florfliegen, Marienkäfer und auch Kleinsäuger können bei unerwünschten Wuchs oder Befall der Pflanzen von Milben und anderen Fressfeinden Unterstützung leisten.
Mischkultur und der optimale Standort
Ein gesundes und widerstandsfähiges Wachstum einer Pflanze wird durch den richtigen Standort und die entsprechende Pflanzennachbarschaft gefördert. Hierbei braucht die jeweilige Pflanze genügend Raum, um sich entfalten zu können.
Auch der Boden und die Lichtverhältnisse entscheiden mit darüber, ob eine Pflanze gut gewappnet ist und somit ungebetenen Gästen wie Blattläusen oder Pilzen nur schwer zum Opfer fallen kann.
Blühender Lavendel und Salbei oder abwechslungsreiche Wildblumenbeete ziehen die kleinen Gartenhelfer an und vergrämen dabei die unbeliebten Gäste im Garten.
Die Mischkultur ist eine jahrtausendlang erprobte Methode um Schädlinge und Krankheiten fernzuhalten und die Pflanzen optimal mit Nährstoffen zu versorgen. Ob mit oder ohne Nutzgarten.
Vorteile eines naturnahen Gartens ohne Pestizide
Mit einem naturnah angelegten Garten werden wichtige Lebensräume geschaffen und Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen gefördert.
Ein intaktes Ökosystem ist die Grundlange allen Lebens, Pestizide zerstören dieses sensible Ökosystem und bringen damit andere Bereiche im Garten ins Ungleichgewicht. Auch die Verschmutzung unseres Grundwassers ist durch die Umweltgifte nicht außer Acht zu lassen.
In manchen Gebieten hat sich die Zahl der bestäubenden Insekten um alarmierende 75 Prozent verringert! Umso wichtiger ist es, dass Deutschlands Balkone und Gärten zu Wildpflanzen-Oasen für Blüten-bestäubende Insekten zur Verfügung stehen – Pestizidfrei, versteht sich.
Naturschutz vor der eigenen Haustüre bedeutet daher ein Stück weit: Leben und leben lassen. Ein pestizidfreier Garten sorgt auch für die eigene gesunde Erholung, für erhöhtes Wohlbefinden und Freude an einem bunten, lebendig, summend, zwitschernden Gartens.
Weiterführende Infos finden sich auf der Webseite des NABU, BUND e.V., Hortus Netzwerk und der Heinz Sielmann Stiftung.
Quelle: BUND e.V., Hortus Netzwerk, NABU, Wikipedia
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