Dass Stein- und Schottergärten in Deutschland zu einem Trend geworden sind, davon konnte ich mir 2021/2022 über 6 Monate lang ein gutes Bild machen. In den fast schon steril und leblos angelegten Gärten wurde mir schnell klar, wie es um unsere Artenvielfalt in den besiedelten Räumen steht.
Mit meinem damaligen kleinen Nebeneinkommen, als Spendensammlerin für Menschen mit Behinderung, war ich in verschiedensten Dörfern und Städten zu Fuß in den Wohngebieten unterwegs. Somit habe ich einige Gärten sehen können, leider jedoch überwiegend die inzwischen stark in der Kritik stehenden leblosen Schottergärten.
Diese Erfahrung und die daraus resultierende erschütternde Erkenntnis, wie sich unsere Gartenkultur verändert hat, war mitunter der Grund, weshalb ich FEDERCHENS GARTENGLÜCK ins Leben gerufen habe.
Mein Bestreben ist es, meinen Mitmenschen bewusst zu machen, wie es um unsere Umwelt steht und wie sie selbst aktiv im eigenen Garten und auf dem Balkon etwas für den Umweltschutz und die Förderung von Artenvielfalt tun können.
Und ich werde nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es in Deutschland 18 Millionen Gärten und 58 Millionen Balkone gibt! Ein unglaubliches Potenzial, welches unbedingt genutzt werden sollte, um kleine Biodiversitätsinseln entstehen zu lassen und aktiven Umweltschutz zu betreiben.
Denn ein intaktes Ökosystem ist die Grundlage allen Lebens – auch des unseren!
Lebensfeindliche Steinwüsten – das neue Schönheitsideal eines modernen Gartens
Leblose Gärten sieht man leider immer häufiger und für die meisten Tiere und Pflanzen sind sie lebensfeindliche Steinwüsten!
Einige Menschen scheinen Tiere als Erzfeinde ihres mit der Nagelschere getrimmten Rasens zu betrachten – sofern dort überhaupt Rasen zu finden ist. Es scheint so, als sei das Schönheitsideal des deutschen Durchschnittsgartens konform zu gehen mit dem Bedürfnis nach steriler Ordnung und Kontrolle, so wie dies auch in anderen Wohn- und Lebensbereichen unseres Menschseins gelebt wird.
Anstelle von Gärten mit einheimischen, insektenfreundlichen Pflanzen, sieht man immer häufiger stark versiegelte Flächen im Vorgarten eines Neubaus, welcher nicht nur optisch einfältig und öde ist, sondern auch keinerlei Lebendigkeit und wilde Schönheit ausstrahlt.
Ob das Geschmacksache ist? Natur hat nur diese Geschmacksrichtung zu bieten! Die Frage ist wohl eher, warum wir die Natur so sehr zerstören, uns förmlich von der Natur abwenden, sie unterdrücken und uns mehr und mehr von ihr entfremden?
Der Mensch entfremdet sich auf sämtlichen Ebenen vom Natürlich-Wilden-Schönen-Lebendigen, ein destruktiver Trend, den es ganz persönlich zu hinterfragen gilt, um einen Wendepunkt herbeizuführen.
Was steht stellvertretend in der eigenen inneren Natur für diese lebensfeindlichen Verhaltensweisen? Welches vermeintliche „Unkraut“ wird immer wieder rausgerupft, möchte nicht gesehen werden? Wieso wird die Wildheit und natürliche Schönheit unterdrückt? Welche unliebsamen Ecken in der eigenen inneren Natur sollen verschlossen und versiegelt bleiben, so dass ja keine Lebendigkeit entstehen kann?
Schottergärten haben keinen biologischen Nutzen
Schottergärten enthalten kaum Pflanzen und haben daher mit einem Garten recht wenig zu tun. Und wenn etwas Grünes zwischen den Steinen hervor spitzt, so sind es meist exotische Pflanzen, mit denen unsere einheimischen Insekten recht wenig anfangen können. Keine Nahrung, kein Nistplatz, kein Unterschlupf.
Der Schottergarten, indem Steine das Gesamtbild dominieren, ist nicht zu verwechseln mit einem artenreichen Kiesgarten, indem einheimische Pflanzen vorkommen und der wenig eingebrachte Kies lediglich der Kultivierung dieses Biotops dienlich ist.
Die Bepflanzung im Schottergarten scheint also oftmals nur einem dekorativen Zweck zu dienen, einen biologischen Nutzen haben diese Neophyten leider nicht. Das übergreifende Problem hierbei ist, dass invasive Neophyten sich in der Umgebung weiter ausbreiten und unsere einheimischen, für unsere einheimischen Insekten überlebenswichtigen Pflanzen verdrängen.
Gärten bieten enorme Potenziale für die biologische Vielfalt. Für die einheimische Flora und Fauna ist dies von erheblicher Bedeutung. Naturnahes Gärtnern ist daher ein großartiger Beitrag zum Umweltschutz und bringt wieder Lebendigkeit in den Garten.
Denn für viele Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer, Hummeln, Vögel und anderes Kleingetier sind Gärten mit einheimischen, insektenfreundlichen Pflanzen wichtige Lebensräume, Nahrungsquellen und auch Kinderstube.
So werden Naturgärten für manche Tierarten immer wichtiger, weil sie sonst immer weniger geeignete Lebensräume anderswo finden können. Dabei zählt jeder Quadratmeter in Deutschlands Gärten.
Warum Schottergärten der Vergangenheit angehören sollten
Schottergärten sind nicht nur lebensfeindliche Steinwüsten für Insekten, Vögel, Igel und Co., sondern auch schlecht für das lokale Klima und den Wasserhaushalt, weil sie sich stark aufheizen und Regenwasser nicht speichern können.
Schottergärten...
... SCHÄDIGEN durch das Gewicht der Steine den Boden, er wird trocken, strukturlos und im Erdreich unter den Steinen nahezu unbelebt, was ebenso zur Humusarmut des Bodens führt.
... BENÖTIGEN VIEL PFLEGE. Zwischen den Steinen eingeflogenes Laub aus der Umgebung ist nur mühsam zu entfernen. Blütenpollen von unerwünschten Beikräutern sammeln sich ebenfalls zwischen den Steinen, keimen aus und entfalten sich im kommenden Frühling. Algen und Moos sind nur mit mühsamer Handarbeit oder einem Hochdruckreiniger zu entfernen.
... SIND KOSTSPIELIG und haben einen negativen CO2 Fußabdruck. Ob beim Abbau der Steine, dem Transport oder einer späteren Entsorgung des untergelegten Unkrautvlieses. Auch beim Reinigen mit Hochdruckreiniger oder Laubbläser ist der hohe Energieverbrauch zu beachten.
... SIND LEBLOS, einfältig und sehen immer gleich aus. Abgesehen von der fehlenden Lebendigkeit von Tieren, fehlt es außerdem an floristischer Abwechslung, an jahreszeitlichem Wechsel von Blüten, es fehlt an Düften, Früchten und herbstlich eingefärbten Blättern.
Mancherorts hat man diesen Trend der neuen leblos und biologisch nutzlos gestalteten Gärten zum Glück erkannt, so dass immer mehr Kommunen in Deutschland ein Verbot von Schottergärten bei Neu-und Umbauten auszusprechen.
Wie können Gartenbesitzer also gegensteuern, um ihre Freiflächen umzugestalten, um mehr Lebendigkeit in ihrem Garten einzuladen?
Auf den nachfolgend empfohlenen Seiten des NABU finden sich Tipps zu Schottergarten-Alternativen und wie ein Schottergarten abgemildert werden kann.
Das wunderbar, wertvolle Projekt "Tausende Gärten – Tausende Arten"
sei an dieser Stelle ebenso erwähnt. Mit dem Slogan Gemeinsam Vielfalt pflanzen!
Findet man auf der Webseite eine Fülle an Informationen und Inspirationen rund um das Thema naturnahes Gärtnern und Förderung von Artenvielfalt. Hier ein Auszug der Homepage https://www.tausende-gaerten.de/
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Ziel des Projekts "Tausende Gärten – Tausende Arten" ist es deshalb, alle Menschen bundesweit für mehr Artenvielfalt in Privatgärten und auf öffentlichen Flächen zu begeistern und gemeinsam mit Gärtnereien und Saatgutbetrieben die naturnahe Gartengestaltung mit heimischen Wildpflanzen populärer zu machen.
Mit Hilfe der breit angelegten Kampagne soll die naturnahe Gartenbewegung zum Trend werden. Von Pflanzen- und Saatgutbetrieben über Freizeitgärtnerinnen und -gärtnern, erfahrenen Naturgärtnerinnen und -gärtnern bis hin zu interessierten Bürgerinnen und Bürgern sind alle eingeladen, sich zu beteiligen!
Quelle: BUND, Hortus Netzwerk, NABU, Wikipedia , Tausende Gärten - Tausende Arten
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