Wo sind all die Vögel hin? Wird sich ab Juli so manch einer fragen, wenn das alltägliche Vogelkonzert nahezu verstummt und es in unseren Gärten, dem Wald und unseren Kulturlandschaften stiller wird. Das liegt daran, dass sich nach der Brutzeit einige Vögel bereits auf Ihre Reise in den Süden begeben haben, aber auch wegen des Eintretens der Mauser. Doch: in der Ruhe liegt die Kraft für die energiezehrende Mauser der Vögel.
Die Mauser bezeichnet bei Vögeln den jährlichen Wechsel des Gefieders. Aufgrund der hohen Abnutzung der Federn erfolgt mindestens einmal im Jahr ein Austausch der alten oder abgenutzten Federn durch neu nachwachsende. Der Begriff Mauser, vom lateinischen mutare bedeutet “wechseln” oder “tauschen”.
Die Mauser wird über die Ausschüttung der Hormone durch äußere Einflüsse wie Temperatur, Nahrungsangebot und Tageslänge (Lichtmenge) gesteuert. Bei den meisten Vögeln erfolgt einmal im Sommer und einmal im Winter der Wechsel der Federn. Es gibt allerdings auch Vogelarten, die nur einmal im Jahr eine Mauser haben und auch Vogelarten, welche keine Vollmauser durchlaufen, sondern nur eine Teilmauser. Die Formen der verschiedenen Mauserarten werden später noch genauer erläutert.
Beim Wechsel des Federkleids mausern die meisten Vögel die Federn in einer bestimmten Reihenfolge. So werden die Federn nach und nach ersetzt, um die Flugfähigkeit einigermaßen zu erhalten. Einige Vogelarten sind während der Mauser jedoch flugunfähig, wie zum Beispiel viele Entenvögel. Diese sammeln sich dann zu sogenannten Mauserplätzen, wo sie im Verbund besser vor Angreifern geschützt sind.
Der Wechsel des Gefieders ist für die Vögel eine energetische Belastung, weshalb die Mauser erst nach der Brutzeit im Sommer oder Herbst einsetzt. Schon im Juni beginnen somit viele Vogelarten zu mausern. Dies ist auch der Grund, warum die Vögel in dieser Zeit, welche zwischen 4-6 Wochen und auch länger andauern kann, kaum zu hören oder zu sehen sind. Da sie aufgrund des Verlustes der Federn schlechter fliegen können, schalten sie auf Sparmodus. Außerdem sind sie angreifbarer, weshalb sie sich besser zurückziehen und verstecken.
Die aus Keratin bestehenden Federn nutzen sich, genauso wie unsere Fingernägel oder Haare, im Laufe der Zeit stark ab. Das Federkleid eines jeden Vogels erfüllt wichtige Aufgaben. Die Daunenfedern sind für den Wärme-und Kälteausgleich zuständig. Die sogenannten Konturfedern, das sind Deckfedern, welche über den Daunenfedern liegen und auch die Schwungfedern der Flügel, sowie die Schwanzfedern, werden täglich bei der Federpflege mit einem Sekret aus dem Bürzel eingefettet. Die Bürzeldrüse, welche sich an der Wurzel der Schwanzfedern befindet, produziert das fetthaltige Sekret für die tägliche Pflege, so kann das Wasser von den Federn gut abperlen.
Die Mauser erfüllt somit einen überlebenswichtigen Zweck. Ohne die großen und gesund erneuerten Schwungfedern der Flügel könnten Vögel gar nicht fliegen. Auch der Zug in die Winterquartiere erfordert eine optimale Flugfähigkeit. Bis zum Antritt der langen Reise sind jedoch alle Federn wieder nachgewachsen.
In den Wintermonaten kann man unsere Wintervögel in Ihrem Schlicht-bzw. Ruhekleid sehen, welches farblich weniger intensiv ausgeprägt ist als das sogenannte Prachtkleid. Mit dem Prachtkleid sind die Männchen dann natürlich mit der Mauser zum nächsten Frühling jedoch wieder attraktiv genug „gekleidet“ für die Damenwelt.
Die Mauser wird in unterschiedliche Mauserformen unterschieden:
Vollmauser
Bei der Vollmauser wird das komplette Federkleid, also sowohl das Groß- als auch das Kleingefieder des Vogels erneuert. Dieser Vorgang kostet den Vogel allerdings viel Kraft und Mineralstoffe.
Teilmauser
Bei der Teilmauser bleiben die Vögel in den meisten Fällen flugfähig, da nur ein Teil des Gefieders erneuert wird, wie zum Beispiel nur das Kleingefieder am Kopf. Diese Form der Mauser ist nicht so kräftezehrend wie die Vollmauser, erstreckt sich jedoch über einen längeren Zeitraum und kann sogar einige Jahre andauern, bis das komplette Federkleid erneuert ist.
Schockmauser
Eine Mauser kann auch durch Stress und eine Erkrankung des Vogels ausgelöst werden. Dies sind Erkrankungen, die zum Beispiel durch Federmilben oder Hormonstörungen und leider auch durch den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft entstehen können.
Stockmauser
Bei der sogenannten Stockmauser ist der Prozess des Federwechsels ins Stocken geraten und dauert länger an. Bei den Ursachen handelt es sich zum Beispiel um einen Vitamin-und Mineralienmangel. Aber auch Faktoren wie Temperaturschwankungen, Tageslichtlängen und Stress sind wohl Verursacher einer Stockmauser. Auch ist die Form und Farbe der neu gebildeten Federn dadurch beeinträchtigt und normalisiert sich erst wieder mit der nächsten Mauser.
Sowohl die Schock-als auch die Stockmauser sind oftmals bei Hühnern in der Massentierhaltung zu beobachten.
Neben den oben genannten Mauserformen gibt es noch weitere, wie zum Bespiel die Reifemauser. Nach dem Schlüpfen tragen die meisten Vogelarten noch ihr Jungvogelgefieder und entwickeln ihr arteigenes Federkleid erst im Laufe des Heranwachsens.
Vögel, welche also in der eher zwitscherstillen Zeit ab Juli gesichtet werden, sehen oft etwas struppig und ungepflegt aus. Ab Mitte September haben die meisten Singvögel jedoch ihre Mauser beendet und sind dann im frischem Federkleid auch wieder in unseren Gärten zu sehen.
Quelle: Wikipedia, NABU, Kosmos Vogelführer, Literatur von Walther Streffer, Pixabay, Adobe Stock